Laaaang ist es her. Nein, es ist nicht nichts passiert. Ich habe wirklich noch viel aus Korea zu berichten. Aber es ist wirklich hart die Zeit zu finden sich einfach hinzusetzen und zu schreiben. Wenn will ich auch alles erzählen, was manchmal vielleicht etwas übermotiviert ist. Andererseits ist es ja auch eine Art Tagebuch für mich und die Erinnerungen. Nur halt auf Monatsbasis oder so :D Wie auch immer. Ich habe jetzt Semesterferien und nutze diese um Südost-Asien zu bereisen. Ein Traum ist damit für mich wahr geworden. Schon seit langem wollte ich mal nur mit einem Rucksack auf dem Rücken einfach nur Raus. Von Ort zu Ort, von Hostel zu Hostel und einige der schönsten Flecken der Erde sehen. Für dieses Abenteuer habe ich insgesamt 2 Monate Zeit und einige Ziele auf meinem Zettel: Vietnam, Cambodia, Thailand und die Philippinen.
Aber fangen wir doch lieber am Anfang an, welches zugleich ein Ende für viel zu viele war. Nach der Examenswoche vor Weihnachten, hieß es nach einem Semester an der Hankuk University of Foreign Studies Abschied nehmen. Nicht für mich persönlich. Ich werde ein weiteres Semester an der HUFS studieren. Für viele andere kam der Abschied dann aber nach der stressigen Klausurenphase schlagartig, auch wenn natürlich erwartbar.
Ein letzter Umtrunk im Jerrys und JayJays welche zu den Absoluten Stammkneipen der Austauschstudierenden geworden sind. Einer nach dem anderen verlies die Bar. Immer wieder hörte und stelle man die Frage: „Und sehen wir uns nächstes Semester wieder oder nehmen wir gerade Abschied?“ Jeder drehte so nach und nach seine Runden und pflichtete bei, einen Besuch im jeweiligen Heimatland des Gegenüber fest im weiteren Lebensweg eingeplant zu haben.
Auch wir machten uns so langsam auf den Heimweg. Nicht um schlafen zu gehen. Wir hatten etwas mehr geplant. Leicht angeschickert packten wir unsere letzten Sachen zusammen und verließen das Wohnheim Richtung U-Bahn Haltestelle. Bei Minusgraden um 5 Uhr Morgens sah man knapp 25 junge Menschen ohne Winterjacken über die Straße zittern. Für die meisten von uns ging es zum Flughafen Seoul Incheon. Mit 13 Freunden steuerte ich auf Hanoi, Vietnam zu. Da braucht man im Dezember kein Jäckchen. :) Ein paar weitere Freunde hatten ebenfalls am Morgen des 20. Dezembers Flüge zu verschiedene Destinationen gebucht und nahmen die gleiche Bahn. Und zu guter letzt wurden wir natürlich noch von einem Tross Abschiednehmender begleitet. Nun flossen wirklich viele Tränen. Enge Freund- und Liebschaften wurden auseinandergerissen und sollten nun teilweise durch Kontinente getrennt werden. Selbst ich alte gefühlskalte Socke konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Herzzereissende Szenen und die bittere Realität von Austauschprogrammen wurden uns vor Augen geführt. Insgesamt haben wir aber mehr gewonnen, als zu verlieren. Natürlich verliert man sich aus den Augen. Aber dank Social Media Plattformen ist die Welt garnicht mehr so klein. Und wie geil ist es dann, wenn man sich tatsächlich nochmal wieder sieht?
Am Flughafen angekommen wurde es dann nochmal stressig. Die gute Dame von Jeju-Air wollte uns teilweise nicht einchecken lassen, weil wir kein Visum für Vietnam hatten und keinen Rückflug vorweisen konnten. Unser Plan war es mit dem Bus das Land zu verlassen und das innerhalb von 15 Tagen nach Ankunft. Dafür braucht man als Staatsbürger einiger Länder kein Visum. Nach einer Stunde drängen, zaudern und einigen Unterschriften später, klappte es dann doch noch. Mit dem Fastlane Zettel in der Hand rannten wir zum VIP-Sicherheitscheck und dann den ganzen Flughafen Incheon entlang, um auf den letzten Drücker im Flieger zu landen. Geschafft. 4 Stunden Schlaf später immigrierten wir allesamt problemlos in Vietnam.
Mit unserer 14 köpfigen, aus 6 Nationalitäten bestehenden, bunt gemischten und teilweise etwas heterogenen Gruppe konnte das Abenteuer also beginnen. Unsere erste Station war also Hanoi. Mit einem Rückblick auf einen Monat den ich jetzt gereist bin, für mich der beeindruckendste Ort. Vielleicht auch weil es die erste Station meiner Reise war und einem die Unterschiede besonders Präsent waren. Im Gegensatz zu Südkorea eine ganz andere Kultur und ein vollkommen neues Stadtbild für mich. Alles spielt sich auf der Straße ab: Essen, Trinken, Einkaufen. Natürlich. Es ist hier ja auch warm, was soll man sich da in die Häuser verziehen? Der Verkehr ein einziges Chaos!? Zu Beginn kommt man kaum über die Straße. Mir wird schnell klar warum Vietnam zu einem der unsichersten Länder in Sachen Straßenverkehr zählt. Man hat das Gefühl fast überall überfahren zu werden. So schnell wie dieser Eindruck entsteht, wird dieser Kulturschock aber auch wieder überwunden. Das Chaos ist organisiert. Man kann quasi Blind über die Straße gehen, wenn man das System erkannt hat und nicht stehen bleibt. Alle Verkehrsteilnehmer kalkulieren, dass man im gleichbleibenden Tempo konstant weitergeht und so kommt man letztendlich immer unversehrt auf der anderen Straßenseite an. Zu den besuchten und besuchbaren Sehenswürdigkeiten in Vietnam gehören vor allem buddhistische Tempel, Museen und Gebäude die auf die geschichtlichen Hintergründe Vietnams verweisen. In Hanoi habe ich ein französisches Gefängnis aus Kolonialzeiten besucht, welches zunächst zur Inhaftierung und Folterung vietnamesisches Widerstandskämpfer genutzt wurde. Später wurde es von den Nordvietnamesen genutzt um amerikanische Streitkräfte zu inhaftieren. Laut den Dokumentationen die im Gefängnis gezeigt wurden, seien diese jedoch mehr wie Hotelgäste behandelt worden sein. Inhaftiert, aber frei und fröhlich. Wodurch wohl auch der Name Hanoi Hilton entstanden ist.
Nach zwei Tagen zogen wir nach Halong Bay weiter. Reiseführer und Bilder im Internet versprachen uns ein Paradies aus Inseln und Felsformationen. Wir buchten also voller Erwartungen eine 8 Stündige Kayak-Boots-Tour an Heilig Abend. Enttäuscht wurden wir zwar nicht. Die Felsen sind wirklich ein beeindruckendes Stück Natur und Sehenswert. Beeindruckend ist leider aber auch wie zerstörerisch die Vietnamesen mit ihrer Natur umgehen. Die Boote verpessten mit ihren Motoren die Luft, ein grauer Schleier aus Smog vernebelt den Horizont und überall schwimmt Müll herum. Natürlich toll das solch ein schöner Ort für so viele Touristen zugänglich ist. Aber erschreckend wie wenig sich um den Erhalt gekümmert wird. Leider ist eine adäquate Müllentsorgung und Luftverschmutzung ein grundlegendes Problem in den bereisten Ländern wie wir im nach hinein noch feststellen durften. In den Supermärkten ist alles doppelt und Dreifach in Folie verpackt und zudem werden unzählige Plastiktüten ausgegeben. Vieles davon landet dann nach der Nutzung neben der Straße oder im Wasser.
Am Abend gingen wir zusammen Essen. Schließlich war ja Weihnachten. Ohne Kälte und ohne Schnee versteht sich. Hier und da ein klein bisschen Decko, aber wie die besinnlichste Zeit im Jahr fühlte sich das nun mal garnicht an. Und Geschenke gabs auch leider keine. :( Für mich persönlich war es das erste mal Weihnachten nicht bei der Familie. Und insgesamt war ich das erste Familienmitglied, welches seit 28 Jahren nicht an Heiligabend zuhause war. In Korea hatte ich aber ein Weihnachtspaket mit lauter Überraschungen für meine Familie zusammengestellt, welches dann in meiner „Begleitung“ am 1. Weihnachtstag über Skype geöffnet wurde. Das entschädigte dann halbwegs für meine Abwesenheit und gab mir das nicht vorhandene Weihnachtsfeeling. :) Die Internetverbindung war übrigens konstant berauschend :D
Ich war inzwischen wieder in Hanoi angekommen. Diesmal nur zusammen mit meiner Freundin Mitzi. Sie musste am nächsten Tag ihren Flieger nach Thailand bekommen um dort ihr Praktikum bei einer NGO zu beginnen. Der Taxifahrer ließ uns am Hotel raus und ich legte ganz normal meine Buchungsbestätigung vor. Die Frau an der Rezeption nahm diese ganz normal zur Kenntnis und kassierte ab. Aber irgendwas war faul. Im Aufzug fiel mir auf, dass im Internet ausdrücklich darauf hingewiesen wurde das es keinen Fahrstuhl geben würde. Und auch das Zimmer auf den Bildern sah anders aus. Ich machte mich also mal zu Fuss auf den Weg und fand um die Ecke das wirklich gebuchte Hotel mit einem ähnlichen Namen. Da ich nicht doppelt zahlen wollte und das Personal im ersten Hotel kein Wort Englisch sprach, bat ich den jungen Mann meiner eigentlichen Unterkunft den Dolmetscher zu spielen. War natürlich alles nur ein Missverständnis! Die gutherzige Dame im ersten Hotel hatte gedacht ich müsste super dringend in ihrem Hotel unterkommen und hat nur meine Notsituation retten wollen. Wie durch muss ich denn nach einer Woche Vietnam ausgesehen haben, dass ich keine 2 Minuten mehr laufen könnte? :D Wie auch immer, ich hab mein Geld zurück erhalten und im eigentlichen Hotel wurde es dann umso cooler. Als ich am nächsten Morgen Mitzi zum Flughafen gebracht hatte, kam ich zurück ins Hotel und das gesamte Personal saß mit Freunden um 12 Uhr Mittags am Tisch, war am Wieselfleisch essen und Vodka trinken. Dazu wurde ich kurzerhand eingeladen und im wahrsten Sinne des Wortes abgefüllt. Gegenseitig haben wir uns dann vietnamesische und deutsche Trinksprüche beigebracht und mehr voneinander erfahren. Die Mädels und Jungs waren alle nicht älter als ich und führten als Freundeskreis dieses erfolgreiche Hotel zusammen. Coole Sache, einfach nur mit ein paar einheimischen zusammen zu sitzen. Da ich Abends am Flughafen wieder auf den Rest unserer kleinen Reisegruppe treffen sollte und wir noch nach Da Nang weiter südlich in Vietnam fliegen wollten, verabschiedete ich mich nach 2 Stunden nochmal ins Bett zum ausnüchtern. Einer der Jungs weckte mich dann zum Glück auch noch pünktlich und ich erwischte überraschend gut gelaunt die anderen und den Flieger. :D Wie es von da aus weiterging und wie wir die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Motorollern in die Höhe haben steigen lassen, erzähle ich im zweiten Teil. Wann dieser kommt ist eine Überraschung. haha